Ehemalige Greiner Richtstätte

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29.06.2005

Ehemalige Greiner Richtstätte

Verschiedene historische Quellenangaben bezeugen den Ort dieser Richtstätte östlich von Grein. „Von alters her wurden Untersuchungen von Verbrechen auf Burg Werfenstein geführt. In Grein scheint bereits 1319 ein Sighart als „Richter zu Grein" auf. Somit hatte Grein das Recht, Zivilstreitigkeiten und niedere Gerichtsfälle vor dem Marktgericht zu verhandeln. Die Rechtsprechung über schwere Verbrechen und der Vollzug der Todesstrafe stand jedoch dem Landrichter zu. Die Verhandlungen über Kriminalverbrechen wurden zu dieser Zeit auf Burg Werfenstein abgehalten. Mit der Erbauung der Greinburg (Heinrichsburg) ab 1488 durch die Brüder Heinrich und Sigmund Prüschenk ging auch das Landgericht 1495 an diese über. In einem 1579 zustande gekommenen Vertrag hatte der Stadtherr Hans Jakob Löbl (Besitzer der Greinburg) die Blutgerichtsbarkeit bis auf Widerruf der Stadt Grein zugestanden. Ob und wie lange dieses wichtige Recht ausgeübt wurde, lässt sich nicht feststellen. Die Vollstreckung des Todesurteils musste jedoch außerhalb des Burgfrieds (des Ortes) vollzogen werden. Das Hochgericht war demnach entlang der alten „Haudererstraße" zwischen Halterkreuz und der Mündung des Gießenbaches".

Die genauere Lokalisierung ist eine Felswand am nördlichen Donauufer an der B 3 und zwar unterhalb der Einmündung der Bundesstraße nach St. Georgen am Walde (bezeichnet man auch als östliche Umfahrung von Grein). Das Grundstück ist im Besitz von Familie Johann und Frieda Fraundorfer, Schießstätte 5, 4360 Grein, die dankenswerterweise für die Sanierung des Objektes ihre Zustimmung gaben.
Im Zuge des Kraftwerksbaues Ybbs/Persenbeug wurde die bestehende Gedenkstätte erneuert. Im Laufe der Jahrzehnte nahmen Teile des Bauwerkes (Dachkonstruktion und Mauerwerk) durch die Witterungseinflüsse Schaden.

Herr Gerhard Geiseder, Donaulände 12, machte mich vor ca. drei Jahren auf die Schäden aufmerksam. Nach verschiedenen Recherchen und Aufstellung eines Finanzierungsplanes erklärte sich die Goldhauben- und Kopftuchgruppe Grein bereit, die Kosten für die Restaurierung zu übernehmen, wofür ich mich herzlichst bedanke.
Zusätzlich eine Auflistung von Vorhaben der Goldhauben- und Kopftuchgruppe die in den letzten 11 Jahren finanziell unterstützt wurden: Aktion Mirsada, Spende an ein spastisches Flüchtlingsmädchen, Therapiezentrum Waldhausen, Umbau des Pfarrheims in Grein, Nachbar in Not, Lautsprecheranlage in der Kirche, Caritasladen, Stadtkapelle, Kloster, Hochwasserspende, Lebenshilfe (Baustein), Blaues Kreuz (Zaun und Türl), Moser-Jagerkapelle (Beitrag zur Restaurierung), Flutkatastrophe, bedürftige Familie 6 Jahre mit einer Weihnachtsspende bedacht, jährlicher Beitrag für „Licht ins Dunkel" - da Oö. Goldhaubengruppen ein Großspender sind, Restaurierung des Gedenkkreuzes auf der ehemaligen Richtstätte. Bis dato wurde ein Betrag in der Höhe von ca. 11.300,00 Euro gespendet.

Nachstehende Aktionen werden durchgeführt: Liebstattsonntag, Kräuterweihe, Mitgestaltung des Festes der Ehejubiläen, Brautsträußchen werden beigestellt, Sektumtrunk organisiert und finanziert, jedes zweite Jahr wird in Abwechslung mit der Katholischen Frauenbewegung die Weihnachtsfeier für die Lebenshilfe ausgerichtet, ca. 120 bis 130 Personen werden mit Kaffee und Mehlspeisen versorgt.
Weiters möchte ich noch folgenden Organisationen und Einrichtungen ein aufrichtiges Dankeschön sagen: Für die vielen organisatorischen Wege und Planungsarbeiten Herrn Leopold Riegler und seiner Gattin als Obfrau der Goldhaubengruppe Grein, Herrn Straßenmeister Ignaz Knoll und den Arbeitern der Straßenmeisterei Grein für die Absicherung der Baustelle und Regelung des Verkehrs, der Gendarmerie Grein, Herrn Franz Geirhofer, Lehen 45, für die fachmännische Beratung und der Firma Franz Biberauer für die Konservierung und Restaurierung des Kreuzes. Mein besonderer Dank gilt den Arbeitern der Stadtgemeinde Grein und der Freiwilligen Feuerwehr Grein mit Kommandant Anton Pfeiffer an der Spitze für die kostenlose Bereitstellung des Kranwagens. Mit vereinten Kräften ist es gelungen, die ehemalige Richtstätte vor dem Verfall zu bewahren. Zum gegebenen Zeitpunkt wird es eine Übernahmefeier geben, nähere Einzelheiten werden noch bekannt gegeben.

Leopold Höller, Kulturreferent

Quellen: Archiv der Stadt Grein, Dr. Straßmayr, Werfenstein, Prof. Franz Steinkellner, Das Land im Norden der Donau, Julius Strnadt